Jüdische Familien aus dem Raum Rhein-Main-Nahe
(Copyright für Texte und Fotos liegen ausschließlich bei den Autoren)
Kurzbiografien und Porträts (alphabetisch geordnet):
(Einführungstexte: Kerstin Bembenek-Zehmer)
Berta Bamberger
Berta Bamberger aus dem Hause der bekannten Mainzer Bankiersfamilie Bamberger, widmete ihr Leben der Kultur. Sie war nicht nur die Nichte von Ludwig Bamberger (1823–1899), dem demokratischen Vordenker der Revolution von 1848, sondern auch eine Nachfahrin der Glückel von Hameln (1646–1724), deren berühmte Autobiografie das älteste erhaltene gebliebene Selbstzeugnis einer deutschen Frau darstellt.
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(veröffentlicht in: Der Neue Jüdische Friedhof in Mainz, Sonderheft der Mainzer Geschichtsblätter, Mainz 2013, S. 31 ff.)
Julius und Hermann Baruch
Julius Baruch und sein jüngerer Bruder Hermann galten bis zur Nazizeit als „Aushängeschilder“ der Kurstadt Bad Kreuznach. Beide waren sie Europameister: Hermann Baruch erlangte den Titel als Ringer im Leichtgewicht, Julius Baruch als Gewichtheber. Julius Baruch wurde zudem Vize-Europameister im Schwergewichts-Ringen. Die Brüder prägten den Verein in dreifacher Hinsicht: Zum einen zählen beide zu den Vereinsgründern des „ASV 03 Bad Kreuznach“. Zum anderen waren sie in den folgenden Jahren als erfolgreiche Sportler entscheidend daran beteiligt, dass aus dem kleinen Provinz-Verein in den 1920er-Jahren ein international bekannter Sportclub wurde, der an Turnieren selbst in Finnland teilnahm.
Schließlich prägte Julius Baruch als Trainer den Werdegang zahlreicher Nachwuchssportler – drei von ihnen feierten Erfolge als Deutsche Einzelmeister im Ringen.
Obwohl sich Julius (wie sein Bruder Hermann) bereits 1928 als „Gegner der Bewegung“ einen Namen gemacht hatte, das heißt, als exponierter Gegner der NSDAP im Kreis Bad Kreuznach galt, wurde er nach 1933 und mit den einsetzenden Deportationen zunächst nicht in ein Konzentrationslager deportiert – so wie die anderen, übrig gebliebenen Juden der Kurstadt, die Anfang der 1940er-Jahre noch in Bad Kreuznach lebten. Erst im Februar 1945 kam er in das KZ Buchenwald.
Biografie ansehen: Julius und Hermann Baruch
André Beitner
Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz, „Vorbild der Versöhnung“ und Vorsitzender der Jüdische Gemeinde von Bad Kreuznach bis zu seinem Tod im Jahr 1996 (Bad Kreuznach).
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(veröffentlicht in: Wochenspiegel, 21.5.2008)
Meir und Elise Grünbaum
2007 erregte ein Fund in einer Frankfurter Villa deutschlandweit Aufsehen: Hinter einer Holzverkleidung wurden bei einer Renovierungsmaßnahme die Notizen von Meir Grünbaum entdeckt – zusammen mit weiteren Dokumenten, Fotos und Briefen der Familie Grünbaum.
Kurz vor ihrer Deportation im August 1942 müssen Meir Grünbaum und seine Frau Elise diese privaten Dokumente in ihrer Wohnung versteckt haben. Über Jahrzehnte ahnte keiner der späteren Hausbewohner etwas von den dramatischen Dokumenten in ihrer unmittelbaren Nähe . 2007 wurden sie entdeckt. Und mit ihnen das tragische Schicksal des Wiesbadener Ehepaares, das 1941 nach Frankfurt am Main gezogen war. Beide hatten sich aufgrund ihres Alters Ende der 1930er- Jahre zu alt für eine Emigration gefühlt – jetzt sahen sie mit Angst dem kommenden Schicksal entgegen. Die Notizen und Briefe der Grünbaums geben einen sehr unmittelbaren Einblick in diese aussichtslose Lage. 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Sowohl in Wiesbaden als auch in Frankfurt erinnern Stolpersteine an Meir und Elise Grünbaum.
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(veröffentlicht: Stolpersteine in Wiesbaden 2009-2010, Herausgegeben von der Rathausfraktion Bündnis 90/ Die Grünen und dem Aktiven Museum Spiegelgasse, Wiesbaden 2011)
Eva Gerstle-Wertheimer
Bis zum Oktober 2015 war Eva Gerstle-Wertheimer die letzte noch lebende Auschwitz-Überlebende aus Wiesbaden. Am 21. Oktober 2015 ist sie gestorben – mit 101 Jahren.
Eva Gerstle-Wertheimer hat seit 1976 bis zu ihrem Tod in San Diego (USA) gelebt. In den 1980er-Jahren hatte sie sich für die Zeitzeugenarbeit zur Verfügung gestellt und vor allem an amerikanischen Schulen von ihrem Schicksal und den grausamen Zuständen in den Konzentrationslagern Theresienstadt und Auschwitz berichtet. Auch nach Wiesbaden kehrte sie mehrmals zurück.
Im Doppelporträt mit ihrer Freundin Gabi Glückselig: Jahrhundert-Freundinnen
(veröffentlicht in: Jüdische Allgemeine Zeitung, 19.6.2014)
Gabi Glückselig
Die in Wiesbaden geborene und aufgewachsene Gabi Glückselig veranstaltete nach ihrer Emigration bis zu ihrem Tod 2015 jeden Mittwoch in New York einen Stammtisch für deutschsprachige Emigranten, der 1943 ursprünglich von Oskar Maria Graf gegründet worden war. Zunächst hatte sie den Stammtisch gemeinsam mit ihrem Mann, dem Lyriker Fritz Glückselig – dieser war unter dem Pseudonym Friedrich Bergammer bekannt geworden – veranstaltet. Nach dessen frühen Tod führte sie ihn über Jahrzehnte alleine weiter.
Im Doppelporträt mit ihrer Freundin Eva Gerstle-Wertheimer: Jahrhundert-Freundinnen
(veröffentlicht in: Jüdische Allgemeine Zeitung, 19.6.2014)
Sally Friedrich Grosshut – Jurist und Schriftsteller (1909-1969)
Sally Grosshut, am 16. Juli 1909 in Wiesbaden geboren, war der Sohn des um 1900 aus Krakau eingewanderten Antiquitätenhändlers Ludwig Mantel (später Grosshut) und seiner Frau Rosa. Nach dem Abitur am Humanistischen Gymnasium begann er 1925 in Frankfurt a M. Jura zu studieren. Zugleich gründete er in Wiesbaden den jüdischen Sportverein S.C. Hakoah, dessen Handballmannschaft mit ihm als Stürmer rasch in die Bezirksliga aufstieg. Auch für Mädchen wurde eine Handballmannschaft eingerichtet. 1932 erhielt Grosshut die Goldene Ehrennadel des Deutschen Sportbundes. Gleichzeitig wurde sein Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft ‒ Voraussetzung für eine juristische Karriere ‒ abgelehnt. Obwohl nun promovierter Jurist, konnte Grosshut seinen Beruf nicht ausüben; zudem wurde er von den Nationalsozialisten wegen seiner die Weimarer Republik unterstützenden Dissertation mit dem Leben bedroht.
Der Vater seiner Verlobten Sina Rosenstrauch wurde im April 1933 bei einem Überfall von SA-Leuten in Wiesbaden ermordet. Grosshuts eigenen Vater zwang die SA, einen „arischen“ Freund im Schubkarren durch die Wagemannstraße zu fahren; im Dezember 1934 starb er an den Misshandlungen durch die SA. 1938 wurden seine Witwe und zwei Schwestern nach Polen „abgeschoben“, später in ein Ghetto eingewiesen und im KZ ermordet. Sally Grosshut und Sina Rosenstrauch waren schon 1933 nach Palästina geflohen. In Haifa arbeitete Grosshut u. a. als Handwerker und Kellner. 1936 eröffnete er mit seiner Frau ein „deutsches“ Buchantiquariat, das zum Zentrum deutsch-jüdischer Schriftsteller wurde. Literaten wie Arnold Zweig, Josef Kastein und Else Lasker-Schüler gaben Lesungen in ihrer Heimatsprache. Auch Sally Grosshut veröffentlichte Kurzgeschichten in jüdischen Zeitungen, z.B. in der deutschsprachigen Zeitschrift „Orient“, die die Tradition der „Weltbühne“ in Palästina fortführte. 1946/47 publizierte er in der „Tribüne“, einer großen deutschen Kriegsgefangenenzeitung in Fanara, Ägypten, und veröffentlichte mehrere Romane zur „Reeducation“.
Ende der 1940er-Jahre wanderten Grosshut und seine Frau in die USA aus. Die erbärmlichen Arbeitsbedingungen in New Jersey beschrieb die Grosshut im Roman-Manuskript „Der Schwitzkasten“. Dann ermöglichten ihm Wiedergutmachungs-zahlungen die Eröffnung eines kleinen Ladens, den er zwölf Jahre lang betrieb. Am 10.10.1969 verunglückte er in North Bergen, New Jersey (USA), tödlich in der Badewanne bei einem Epilepsieanfall. In Deutschland wurden nur seine überarbeitete Dissertation (Nürnberg 1962) und die Erzählung „Schiedsrichter Rissing“ (Wiesbaden 1987, Selbstverlag) veröffentlicht.
Er war der erste Jude in Wiesbaden, für den eine Gedenkplakette (am Geburtshaus) angebracht wurde.
Lothar Bembenek
Literatur.: Bembenek, Lothar (Hrsg.): Sally Grosshut: Schiedsrichter Rissing leitet ein Spiel, Wiesbaden 1984 (mit Bibliografie) sowie Grosshut, Sina: Mosaik eines Lebens, London 1987.
Weitere Quellen: Materialen (u.a. Briefwechsel mit Sina Grosshut und Interview mit Debbie Lisle, Schwester Sina Grosshuts,1982 in Israel), Teil der Sammlung Bembenek (siehe Bestände)
(veröffentlicht in: Wiesbaden. Das Stadtlexikon. Herausgegeben von Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden, Darmstadt 2017, S. 325/26
Dr. Erich und Elli Frankl
Erich Frankl war ein promovierter Chemiker. Seine Frau stammte aus der Familie Schachtel, die über mehrere Generationen hinweg eine Porzellanmanufaktur in Oberschlesien betrieben hatte. Ihr Sohn Heinrich Frankl war Mitglied in der bündischen Jugendbewegung und erlangte später als schwedischer Folksänger gemeinsam mit seiner Frau internationale Berühmtheit ( „Hai & Topsy“) und veröffentlichte Platten u.a. mit „jiddischer Musik“.
Biografie ansehen: Erich und Elli Frankl
(veröffentlicht in: Stolpersteine in Wiesbaden 2009-2010, Herausgegeben von der Rathausfraktion Bündnis 90/ Die Grünen und dem Aktiven Museum Spiegelgasse, Wiesbaden 2011)
Heinz Hesdörffer
Heinz Hesdörffer, dessen Vater eine Süßwarenfabrik besessen hatte, überlebte vier Konzentrationslager, emigrierte nach Südafrika, später New York und lebte nun in einem Frankfurter Seniorenheim (Bad Kreuznach, Johannesburg, New York, Frankfurt).
Biografie ansehen: Allgemeine Zeitung, 17.7.1999: „Der Junge aus der Schokoladenfabrik“
(ergänzend dazu das Interview mit Lotte Hesdörffer (Kaiserslautern))
In Bad Kreuznach gründete der Re-Emigrant den Verein „Bildungswerk Heinz Hesdörffer e. V.“. Das Bildungswerk möchte junge Menschen dabei unterstützen, sich mit dem Holocaust während der Zeit des Nationalsozialismus und den Folgen für das Zusammenleben in Deutschland auseinanderzusetzen (Bildungswerk Heinz Hesdoerffer e. V.)
Alice Krämer (Kamun)
Als Alice Krämer 1913 in Bad Kreuznach geboren, engagierte sich die Tochter eines der führenden Weinhändler der Nahestadt bereits in jungen Jahren in der jüdischen Jugendbewegung. Aus dem „Bund der Kameraden“, dem sie wie Paul Yogi Mayer in Wiesbaden angehörte, gingen die „Werkleute“ hervor, die bereits 1933 erkannten, dass eine Emigration für Juden unvermeidbar war. So wanderte Alice Krämer nach Palästina aus und baute das Kibbuz Hasorea mit auf. Aus der „Tochter aus gutem Hause“ wurde eine Kibbuz-Pionierin und die Bibliothek von Hasorea ein viel besuchter Ort von Forschern.
Biografie ansehen: Artikel vom 18. 6.2005
(veröffentlicht in: Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach vom 18.6.2005)
Rabbiner Dr. Paul Lazarus
Paul Lazarus war von 1918 bis 1938 sowohl Wiesbadener Bezirksrabbiner als auch Stadtrabbiner in der Synagoge am Michelsberg. Zudem hatte er sich als Mitbegründer des „Jüdischen Lehrhauses“ in Wiesbaden und als Präsidiumsmitglied der „Vereinigung der Liberalen Rabbiner Deutschlands“ weit über Wiesbaden hinaus einen Namen gemacht.
Paul Lazarus hat in Marburg und Erlangen Jüdische Theologie, Geschichte und Philosophie studiert und promovierte 1911 mit einer Arbeit über das Basler Konzil. Anschließend ging er nach Breslau und besuchte dort das Jüdisch-Theologische Seminar – einer der bedeutendsten Lehrstätten des modernen Judentums. Nach Beginn des Ersten Weltkrieges entschloss sich Paul Lazarus, als freiwilliger Feldrabbiner jüdische Soldaten an der Front zu betreuen.
Nach dem Krieg wurde er Rabbiner in Wiesbaden und widmete sich gemeinsam mit seiner Ehefrau, die aus Warschau stammte, in besonderem Ausmaß der Integration der zugewanderten, oft armen Juden aus den östlichen Gebieten, in die Jüdische Gemeinde von Wiesbaden. Neben seinem Engagement als Präsident der Nassau-Loge und seiner Tätigkeit als Dozent am Jüdischen Lehrhaus in Wiesbaden betrieb er Jugendarbeit im überparteilichen, nicht-zionistischen „Verband der jüdischen Jugendvereine Deutschlands“. 1939 verließ eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des Wiesbadener Judentums seine deutsche Heimat und emigrierte nach Palästina.
Im Dezember 1981 traf der Wiesbadener Lokalforscher Lothar Bembenek zum ersten Mal Frau Prof. Hava Lazarus-Yafet, die Tochter des 1951 verstorbenen Rabbiners, bei seinen Israel-Reisen.
Beitrag über Rabbiner Lazarus in dem Magazin „Wiesbaden International“ 1982: Rabbiner Paul Lazarus
Hava Lazarus-Yafet stand „Deutschen“ generell sehr reserviert gegenüber. Doch bei den regelmäßigen Besuchen des Wiesbadener Lokalforschers in Israel, bei dem es zu gemeinsamen Treffen mit ihr und ihrer Schwester kam, entstand ein besonderes Vertrauensverhältnis. Aufgrund dieses Vertrauensverhältnisses überließen die beiden Schwestern nach der Gründung des Aktiven Museums Spiegelgasse 1988 dem Verein die umfangreiche und wertvolle Bibliothek ihres Vaters. So kehrten die Bücher des bedeutenden Rabbiners nach Wiesbaden zurück (Standort: Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden).
Leo und Emilie Marx
Leo Marx war Anfang des 20. Jahrhunderts einer der wenigen jüdischen Bäcker der Region. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit konnten auch Juden diesen Berufsweg ergreifen, der ihnen über Jahrhunderte verschlossen geblieben war. Ursprünglich stammt Leo Marx aus einer kleinen Gemeinde im Kreis Bad Kreuznach, lebte aber mit seiner Frau Emilie und seinen Kindern seit Ende des Ersten Weltkrieges in Wiesbaden-Biebrich. Während ihre Kinder emigrieren konnten, wurden Leo und Emilie Marx 1942 nach Lublin deportiert und in Sobibor ermordet.
Biografie ansehen: Familie Marx
(veröffentlicht in: Stolpersteine in Wiesbaden 2009-2010, Herausgegeben von der Rathausfraktion Bündnis 90/ Die Grünen und dem Aktiven Museum Spiegelgasse, Wiesbaden 2011)
Ida und David Ransenberg
1986 erkannte der australische Komponist George Dreyfus auf einem der am 1. September 1942 gemachten Fotos an der Wiesbadener Schlachthoframpe seinen Großvater David Ransenberg wieder. Zu sehen sind auf den Fotos Wiesbadener Juden, die gezwungen wurden, sich in einer Reihe zum Abtransport in das Konzentrationslager Theresienstadt aufzustellen. Ein Schock für den damals schon bekannten Komponisten und Fagottisten. Seine Großmutter Ida Ransenberg entstammte aus der Mainzer Familie Brettheimer, die dort eine Bekleidungsfabrik besessen hatte. 1930 hatte sich der gesundheitlich angeschlagene Kaufmann David Ransenberg zur Ruhe gesetzt und war mit seiner Frau Ida von Mainz nach Wiesbaden gezogen. Das Ehepaar lebte dort in einer Villa in der Richard Wagner Straße. Die beiden Enkel George und Richard kamen regelmäßig zu den Großeltern – bis sie mit einem Kindertransport 1939 nach Australien geschickt wurden. Die Großeltern sahen sie nie wieder.
Biografie ansehen: David und Ida Ransenberg
(veröffentlicht in: Stolpersteine in Wiesbaden 2009-2010, Herausgegeben von der Rathausfraktion Bündnis 90/ Die Grünen und dem Aktiven Museum Spiegelgasse, Wiesbaden 2011)
Sophie Sondhelm
Unter der Leitung von Sophie Sondhelm (1887 -1944) wurde die Jüdische Kinderheilstätte im Bad Kreuznacher Salinental (Betreiber war der Jüdische Frauenverein der Stadt Köln) zu einer überregional bekannten und geschätzten Kureinrichtung. Sophie Sondheim wurde im hessischen Kleinlangheim geboren (Die Geschichte der Familie Sondhelm lässt sich in der hessischen Kleinstadt bis 1780 zurückverfolgen). Sophie Sondhelm galt als warmherzige Frau, die das Heim liebevoll leitete, gleichzeitig aber auch so weitsichtig war, direkt nach 1933 die Auswanderung junger Menschen nach Palästina zu unterstützen. So wurde in den Räumlichkeiten des Kreuznacher Kinderheimes die erste Mädchen-Ausbildungsstätte der Hechaluz in Deutschland geschaffen – auch Martin Buber unterrichtete dort. Die Hechaluz organisierte die Auswanderung nach Palästina und half mit Berufs einführenden Kursen, junge Menschen auf das künftige Leben in Palästina vorzubereiten.
Bis zu der Schließung des Heims half Sophie Sondhelm jüdischen Kindern und Jugendlichen bei ihrer Auswanderung. Sie selbst wurde im Oktober 1944 in Auschwitz ermordet.
Die Integrierte Gesamtschule (IGS) Bad Kreuznach hat sich 2015 zu Ehren von Sophie Sondhelm in IGS Sophie Sondhelm umbenannt. Am 12./13. November 2015 wird die Namensumbenennung offiziell gefeiert.
Biografie ansehen: Sophie Sondhelm Teil 1 und Sophie Sondhelm Teil 2
(veröffentlicht in: Wochenspiegel, 28.11.2007)