Aktuelles

Am 5. Februar 2020 war es auch in Bad Kreuznach soweit: Die ersten Stolpersteine zur Erinnerung an im Holocaust ermordete Mitbürger und Mitbürgerinnen wurden verlegt – die ersten fünf Stolpersteine sind den beiden Sportlern Julius und Hermann Baruch, sowie ihre beiden Schwestern und der Mutter Karoline Baruch gewidmet.

Stolpersteine

In den letzten zehn Jahre – nachdem in anderen Städten der Region (vor allem in Wiesbaden) teilweise schon seit zwanzig Jahren Stolpersteine verlegt wurden – gab es wiederholt Anfragen bei den Nachfahren der Familie Baruch, ob man sich eine Verlegung von Stolpersteinen vorstellen könne. Obwohl der Wunsch bestand, kam es dann doch nie zu einer Verlegung von Stolpersteinen – weder für die Familie Baruch noch andere Kreuznacher Holocaust-Opfer.

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Als Tina Engelberger, Lehrerin an der IGS Sophie Sondhelm, die sich im Andenken an die Namensgeberin der Schule für eine aktive Erinnerungskultur in Bad Kreuznach und die Verlegung von Stolpersteinen einsetzen wollte – mit Unterstützung des Schuldirektors der IGS, Dieter Koch-Schumacher – bekam die Angelegenheit neuen Schwung. Im Mai 2019 suchte die Lehrerin den Kontakt zu der Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer, die dem Projekt „Stolpersteine“ zum Glück aufgeschlossen gegenüberstand. Auch die Jüdische Gemeinde mit ihrem Vorsitzenden Valeryan Ryvlin unterstützte nun das Projekt.

Bei der Verlegung der ersten Stolpersteine im Beisein von rund 100 Bürgern der Stadt berichtete Kerstin Bembenek-Zehmer, eine Nachfahrin der Familie Baruch, von dem Schicksal der Familie und zitierte aus Abschiedsbriefen von Familienmitgliedern kurz vor ihrer Deportation.

Am Vorabend hatten Schüler und Schülerinnen der IGS Sophie Sondhelm (Schule gegen Rassismus) bei einer Veranstaltung in der Synagoge von den sportlichen Erfolgen der Brüder Julius und Hermann berichtet. Eine ausführliche Biografie der gesamten Familiengeschichte der Baruchs ist in Bearbeitung.

 

Never Walk Alone – Jüdische Identitäten im Sport

Jüdisches Museum München (22.02.2017 – 07.01.2018)

Erstmalig seit den 1920er-Jahren werden bei der aktuellen Ausstellung im Jüdischen Museum in München wieder die Pokale und Medaillen der beiden jüdischen Europameister Julius und Hermann Baruch gezeigt.

Während der Eröffnungsnacht wurde die Fassade des Jüdischen Museums München abwechselnd mit Bilder der verschiedenen Sportarten beleuchtet, die in der Ausstellung gezeigt werden.

Während der Eröffnungsnacht am 21.2.2017 wurde die Fassade des Jüdischen Museums München abwechselnd mit Bilder der verschiedenen Sportarten beleuchtet, die in der Ausstellung gezeigt werden.

In der Ausstellung „Jüdische Identitäten im Sport“  (http://museen-in-muenchen.de/index.php?id=1205) werden Vertreter- und Vertreterinnen der unterschiedlichsten Sportarten präsentiert – von der Fechterin Helene Mayer über den Kunstturner Emil Farkas oder den Boxer Viktor Weiß bis hin zu der Leichtathletin Gretel Bergmann. Sportler jüdischer Herkunft waren sowohl in jüdischen als auch in überkonfessionellen Vereinen aktiv. Die Ausstellung zeigt, dass sich „gesellschaftliche Entwicklungen in der Sportarena“ widerspiegelten.

In dem Begleitband zur Ausstellung findet sich eine Kurzbiografie der Gebrüder Baruch. Zudem wird in einem Interview der Frage nachgegangen, wie die Pokale und Medaillen trotz der Verfolgung in der NS-Zeit „gerettet“ werden konnten. Nur von ganz wenigen deutsch-jüdischen Sportlern sind Zeugnisse ihres Erfolges wie Medaillen erhalten geblieben.

Die Pokale und Medaillen des Gewichthebers und Ringers Julius Baruch und seines jüngeren Bruders Hermann, die im Jüdischen Museum in München präsentiert werden, sind Leihgaben des Baruch-Archivs. Beide Brüder starben im Konzentrationslager.

Eröffnungsfeier der Ausstellung "Jüdische Identitäten im Sport"

Eröffnungsfeier der Ausstellung „Jüdische Identitäten im Sport“

200 Jahre Rheinhessen – Ausstellung über Jüdisches Leben in Essenheim (4. Juni bis 3. Juli 2016)

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „200 Jahre Rheinhessen“ präsentiert der Essenheimer Geschichtsverein auf einer „Strasse der Geschichte“ Kapitel der rheinhessischen Geschichte an verschiedenen Stationen und Häusern. Im Innenhof des ehemaligen Winzerhofes in der Straße der Champagne 3, in dem sich ein Teil des Baruch Archivs befindet, wird eine Ausstellung die jüdische Geschichte von Essenheim beleuchten. In dem Gebäude in der Straße der Champagne 3 lebte Anfang des 20. Jahrhunderts der Weinkommissionär Max Reinmann mit seiner Frau Flora und ihren Kindern. Das Schicksal seiner Familie zeigt die Ausstellung ebenso wie das von Flora Reinmanns Cousin Max Mayer, der mit seiner Frau Jettchen nicht weit entfernt in der Hauptstraße 9 lebte. Am 11. Juni 2016 wird deren Enkelin, Dr. Joan Salomon (New York), die Ausstellung besuchen – mit anschließender Lesung aus ihrem Buch um 17.00 Uhr.

Jettchen Mayer und ihre Ehemann Max (Joan Salomon Collection Leo Baeck Institute New York)

Jettchen Mayer und ihre Ehemann Max (Joan Salomon Collection Leo Baeck Institute New York)

Die Ausstellung ist am 4. Juni und am 5. Juni, am 11. Juni sowie am 18. Juni, am 25. Juni und am 2. und 3. Juli jeweils von 13.00 bis 17.00 Uhr geöffnet (http://www.strasse-der-Geschichte.de).

 

Die Tafel stammt von der Essenheimer Synagoge

In der Ausstellung wird auch die Tafel gezeigt, die ursprünglich neben dem Portal an der ehemaligen Essenheimer Synagoge angebracht war – zur Ehren von Jacob Lehmann, der im 19. Jahrhundert in die USA auswanderte und seiner Heimatgemeinde Essenheim einen hohen Geldbetrag zum Bau einer Synagoge in den 1850er-Jahren spendete.

Eingang der Ausstellung

Eingang der Ausstellung

Ausstellung im Innenhof

Ausstellung im Innenhof

Die Ausstellung umfasst den Zeitraum von 1816 bis 2016

Die Ausstellung umfasst den Zeitraum von 1816 bis 2016

Besucher der Ausstellung

Besucher der Ausstellung

Wanderausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“

Plakat zur Ausstellung '"Zwischen Erfolg und Verfolgung"

Plakat zur Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung“

Die  im vergangenen Jahr anlässlich der Maccabi Games in Berlin gezeigte Ausstellung wird ab dem Mai 2016 als Wanderausstellung auch in anderen deutschen Städten zu sehen sein: Von dem 28.05.2016 bis zum 17.06.2016 in Hildesheim (Galerie Arneken) und in den folgenden Monaten u.a. in Köln (http://www.juedische-sportstars.de). Die Ausstellung präsentiert Sportler aus der verschiedensten Sportarten – darunter auch die Brüder Julius und Hermann Baruch.

Sophie Sondhelm: In Bad Kreuznach wurde eine Schule nach der ehemaligen jüdischen Heimleiterin benannt

In Anwesenheit von Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden, hat die Integrierte Gesamtschule Bad Kreuznach am 13. November 2015 ihre Umbenennung in „IGS Sophie Sondhelm“ gefeiert. In der Bundesrepublik gibt es fast keine Schulen, die nach einer jüdischen Frau benannt wurden. Sophie Sondhelm war die Leiterin der bekannten jüdischen Kinderheilstätte im Kreuznacher Salinental.

Festvortrag über das „Leben und Wirken von Sophie Sondhelm“ von Kerstin Bembenek-Zehmer (Bei Interesse können verschiedene Veröffentlichungen über Sophie Sondhelm angefordert werden – ein Beitrag ist unter Kurzbiographien zu finden).

Vortrag über Sophie Sondhelm in der Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim in Neu-Isenburg (2010)

Vortrag über Sophie Sondhelm in der Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim in Neu-Isenburg am 27.1.2009.

 

Sophie Sondhelm war auch die letzte Leiterin des von Bertha Pappenheim gegründeten Mädchen- und Frauenheims in Neu-Isenburg. Die Kinderheilstätte in Bad Kreuznach wurde nach der so genannten Reichspogromnacht 1938 geschlossen. Über sämtliche Bewohnerinnen des Hauses in Neu-Isenburg gibt das Gedenkbuch für das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg (1907-1942) einen Überblick  – mit den biografischen Grunddaten aller Bewohnerinnen:  www.gedenkbuch.neu-isenburg.de.

Auslöser für die Idee zur Umbenennung der Schule in Bad Kreuznach war die Veranstaltung am 27. Januar 2008, bei der an Sophie Sondhelm erinnert wurde. (Rede als pdf-doc – auch auf folgender Website:  http://www.alemannia-judaica.de/kleinlangheim_synagoge.htm)

Eva Gerstle-Wertheimer

Am 21. Oktober 2015 ist Eva Gerstle-Wertheimer, die bis dahin letzte lebende Auschwitz-Überlebende aus Wiesbaden, im Alter von 101 Jahren verstorben. Mehr Informationen zu Eva Gerstle-Wertheimer bei: Kurzbiographien

Eva Gerstle-Wertheimer

Eva Gerstle-Wertheimer

Outdoor-Ausstellung in Berlin: „Zwischen Erfolg und Verfolgung“

23.7. – 16.8.2015:  Auf dem Washingtonplatz am Hauptbahnhof

18.8. – 16.1.2016:  Auf dem Gelände des Berliner Olympiastadiums

Die Ausstellung präsentiert „Jüdische Stars im deutschen Sport und danach“ – mit dabei sind auch Julius und Hermann Baruch. Jahrzehnte nach ihrer Ermordung wird an die fast vergessenen jüdischen Sportler erinnert – in Berlin, in einer Stadt, in der sie an vielen Turnieren teilgenommen haben.

 

Die Brüder Julius und Hermann Baruch, in den 20-er Jahren bekannte Sportler, stellen einen Ringkampf für den Fotograf.

Die beiden Brüder Julius und Hermann Baruch, in den 1920er-Jahren bekannte Sportler, stellen einen Ringkampf für den Fotografen.

Anlass der Ausstellung waren die Maccabi Games, die größte jüdische Sportveranstaltung Europas, die vom 27. Juli bis 5. August 2015 in Berlin ausgetragen wurde. Ab dem 23. Juli 2015 wurden auf dem Washingtonplatz am Berliner Hauptbahnhof an 17 jüdische Sportler/innen der deutschen Geschichte mit überlebensgroßen Skulpturen erinnert (Webseite der Ausstellung). Zwei von ihnen sind Julius und Hermann Baruch – die Brüder werden als Doppelfigur präsentiert. Nach dem Ende der Maccabi-Games ist die Ausstellung auf das Gelände des Berliner Olympiastadiums umgezogen.

FOTO: © ess.er/ARGO

FOTO: © ess.er/ARGO

Das Foto, der gestellte Ringkampf, das in Berlinauf der Skulptur gezeigt wird, stammt aus dem Fotoalbum der Nichte Amalie Baruch. Sie überlebte, indem ein Frankfurter, nicht-jüdischer Verwandter, sie als seine Tochter ausgab. Das Fotoalbum versteckte sie während des Krieges hinter einem Kleiderschrank (Details dazu in dem Artikel im Öffentlichen Anzeiger Bad Kreuznach vom 5.6.2015) und zu den Brüdern Baruch in dem Artikel in der Allgemeinen Zeitung (25.3.2015): Erinnerung an die Gebrüder Baruch.

Die Ausstellung wurde von dem Zentrum für deutsche Sportgeschichte e.V. und der Universitäten Potsdam und Hannover entwickelt.

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Podiumsdiskussion bei der Ausstellungseröffnung am 23. Juli 2015 in Berlin mit Horst R. Schmidt von der DFB-Kulturstiftung, Günter Saathoff von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, Dr. Susanne Kill (Deutsche Bahn) und Prof. Lorenz Pfeiffer von der Universität Hannover. Alon Mayer (3. von links auf dem Foto), Präsident von Maccabi Deutschland, erklärte, dass es für jüdische Sportler etwas besonderes sei, dass die Maccabi Games 2015 genau an dem Ort ausgetragen werden würden (Berlins Olympiapark), an dem 1936 Juden von einer Teilnahme bei den Olympischen Spielen ausgeschlossen wurden.

 

Die jüdische Sportbewegung, aus der die Maccabi-Games hervorgingen, entstand um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert als Reaktion auf den steigenden Antisemitismus. Nach 1933, als die deutschen Juden aus den Sportvereinen ausgeschlossen wurden, stellten die Maccabi Vereine zunächst die einzige Möglichkeit dar, gemeinsam mit anderen Sport zu treiben, bevor auch sie verboten wurden.